Manifest für selbstbestimmte Bildung

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dagmar fellwock
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Manifest für selbstbestimmte Bildung

Beitrag von dagmar fellwock »

Hier ein Entwurf für ein Manifest (des BVNL e.V.?) für selbstbestimmte Bildung

Ich lade ein, daran mitzuarbeiten :)
Ich wollt es mal auf den Weg bringen und anfangen...


Manifest für selbstbestimmte Bildung


1. Bildung muss unbürokratisch und flexibel sein

Die Entwicklung der Gesellschaft befindet sich kontinuierlich im Fluss. Menschen müssen sich kontinuierlich an den Wandel der Welt anpassen können. Sie müssen Unbeständigkeit, Unsicherheiten und Mehrdeutigkeit aushalten und auf Komplexität und Veränderungen reagieren können.
Das setzt viel mehr als soziales Lernen und Wissensvermittlung voraus. Das bedeutet vor allem die Aneignung eines Denkens in Netzwerkstrukturen aller beteiligten gesellschaftlichen Bereiche und eine individuelle Kompetenzaneignung, die eine solche Reflektion für den einzelnen erst ermöglichen kann. Eine individuelle und selbstbestimmte Kompetenzentwicklung ermöglicht dann auch eine Weiterentwicklung der Kompetenzen, die den Anforderungen einer sich stets verändernden Umwelt gerecht werden kann.
Individuelle Bildungsprozesse sind die Voraussetzungen der permanenten Weiterentwicklung der Gesellschaft und des sozialen Lebens. Für den Menschen bedeutet Bildung daher neben der persönlichen Selbstentfaltung die aktive Teilhabe an der Gesellschaft.
Bildung ist insofern der Kraftstoff, der die Gesellschaft am Laufen hält.
Ein sich veränderndes und weiterentwickelndes soziales Wesen braucht ebensolche Bildungsstrukturen. Es geht hier um Qualität statt Quantität.
Soziale, individuelle und ökonomische Wertschöpfungspotenziale tendieren im gegenwärtigen bundesweiten Bildungssystem gen Null. Dem gilt es angemessen zu begegnen - mit bürokratiefreien Strukturen. Nur so kann sich Bildung den Umständen und dem Bedarf der Menschen anpassen. Dazu benötigt es Vertrauen, Offenheit, Selbstverantwortung und ein grundlegendes Umdenken veralteter und eingefahrener Systeme.


2. Den Menschen in den Mittelpunkt stellen


Im Mittelpunkt steht der Mensch als Wertschöpfer für Gesellschaft und Wirtschaft.
Der Wirtschaft ist es heute nicht möglich, den weltweiten Veränderungen adäquat zu begegnen, denn den Unternehmen ist heute nicht bewusst, welche Kompetenzprofile sie für morgen benötigen. So hinken sie den weltweiten Veränderungen hinterher. Das äußert sich vor allem im deutschen Ausbildungssystem, in dem die jungen Menschen heute gestriges Wissen gelehrt bekommen, das sie morgen anwenden sollen. Hier muss ein Umdenken der Bildung zielführend sein. Denn nur die individuellen Kompetenzen und die Anpassungsfähigkeit der Menschen bringen Unternehmen voran. Der Bildungs- und Arbeitsmarkt hat sich also den individuellen Bildungsbedürfnissen der Menschen anzupassen, nicht umgekehrt.
Menschen, die sich aktiv und individuell an die Veränderungen der Welt anpassen können, benötigen universale Fähigkeiten, die in den heutigen Schul- und Ausbildungsstrukturen nicht gefördert werden.
Wir brauchen eine breitgefächerte und freiheitliche Bildungskultur, die das institutionelle und bürokratische Bildungssystem reduziert und in den Dienst der Menschen stellt.


3. Bildung in der Arbeit

Bietet Bildung den Menschen in der Gesellschaft Qualität statt Quantität, werden auch Qualifizierungsnachweise obsolet, die lediglich kurzfristige Strategie sein können.
Die Gesellschaft benötigt aber ein Bildungssystem, das den Menschen ein dauerhaftes Wertschöpfungspotential bietet. Das ist nicht allein mit den bestehenden Schul- und Weiterbildungsmöglichkeiten als Möglichkeiten des lebenslangen Lernens getan. Dazu braucht es gemäß den Kompetenzanforderungen offene und selbstbestimmte Bildungsmöglichkeiten.
Ja, das stellt die Bedeutungshierarchie öffentlicher Bildungseinrichtungen in Frage. Das muss es auch, sonst wäre eine Veränderung nicht möglich. Das klassische Bildungssystem hat unweigerlich ausgedient, wenn es nicht bereit ist, sich auf die Veränderungen der Gesellschaft einzustellen.
Viele Menschen, die im herkömmlichen institutionellen System ausgebildet wurden, sitzen nicht nur in den falschen Berufen, sie können oft auch mit den Anforderungen der aktuellen Arbeitswelt nichts anfangen, weil die herkömmlichen Bildungsinstitutionen sie unselbstständig und unflexibel aus ihrem Bildungssystem entlassen haben.
Die Menschen müssen selbst aktiv werden, alternative Bildungsmöglichkeiten und Wertschöpfungsmodelle neben dem typischen Angestelltenverhältnis wahrnehmen dürfen.
Individuelles Lernmanagement soll nichtdurch bürokratische Vorgaben beschränkt werden, sondern Freiräume und Ressourcen für Bildung einfordern, beanspruchen und nutzen. Wer selbstwirksam in der Gesellschaft tätig ist, sich als unternehmender Mensch begreift, wird diese Gesellschaft stärken.
Auch die Arbeitswelt beinhaltet lebenslanges Lernen. In der Arbeitswelt lassen sich verschiedene Kompetenzen verbinden, damit Neues entsteht. Die Vernetzungsmöglichkeiten von Handwerk und neuen Technologien sind schnell und kostengünstig umsetzbar und unbegrenzt. Dadurch entstünden neue Kooperationen, Zusammenarbeiten und eine erhöhte Aufmerksamkeit auf gesellschaftliche und politische Zusammenhänge. Es würden positive Wechselwirkungen innerhalb der Gesellschaft zwischen Lehrenden und Lernenden entstehen.
Da Bildung ein lebenslanger Lernprozess ist, bedarf es lebenslanger Lernmöglichkeiten in Form von Bildungszeiten und Bildungsfinanzierung. So muss Bildung auch als Bestandteil des Arbeitslebens verstanden werden. Und da Bildung ein natürlicher Lebensbestandteil ist, bedarf es keiner Autoritäten oder vorgegebener Rahmen durch Arbeitgeber oder Arbeitsamt. Bildung als offenes Angebot muss den Menschen zu allen Lerninhalten und unabhängig von institutionellen Bildungsträgern Lernmöglichkeiten bieten. Denn nur dadurch kann bestehendem Bildungsmangel und den mangelnden Kompetenzen im Fachkräftebereich entgegengewirkt werden. Damit würde der allgemeine Wissensaufbau auch in anderen Bereichen enorm zunehmen.
Ein solches neues Bildungsdenken würde auch Auswirkungen auf andere gesellschaftliche Bereiche haben. Statt die herkömmliche reine Angestelltenmentalität weiterzuführen, muss die Bildung auch im Sozialversicherungssystem entsprechende Beachtung finden und auf die Lebensarbeitszeit angerechnet werden.


4. Digitale Bildung

Eine offene Bildungskultur schließt digitale Bildung mit ein.
Digitale Technologien bestimmen heute die Organisation der Unternehmen und der Volkswirtschaften. Unternehmen investieren durch die institutionellen Versäumnisse in den öffentlichen Schulen immer mehr in die Bildung ihrer Mitarbeiter.
Digitale Bildung versteht sich jedoch nicht als reinen Wissenstransfer, sondern beinhaltet neben den digitalen Lernplattformen, Kursen und Fernstudien die alltägliche kreative Anwendung der Lernthemen in der Praxis. Daraus werden sich neue Synergien und Kooperationen ergeben, die mit vielfältigen weiteren Bildungsmöglichkeiten eine offene Bildungslandschaft bilden.
Selbst wenn solche digitalen Lernangebote die institutionellen Bildungseinrichtungen ökonomisch beeinflussen, sind sie Bereicherung und Ergänzung. Es ist auch für die institutionellen Bildungsträger an der Zeit, sich entsprechend der gesellschaftlichen Anforderungen neu zu orientieren.
Bildung muss neu - auch quer - gedacht werden: flexibel, informell, lösungsorientiert, herausfordernd, vertrauensvoll, visionär, fehleroffen und vernetzend.


5. Bildung neu denken

Bildung braucht eine Bildungskultur, keine Agenda.
Bildung muss sich den gesellschaftlichen Veränderungen anpassen, also vorausplanend, schnell reagierend, kreativ und offen sein, um den Menschen zeitnah zu nutzen.
In einer komplexer werdenden Welt versagen immer mehr alte Bindungen und Hierarchien, weil sie sich als zu starr und langsam erweisen, um den vorhandenen Herausforderungen gerecht zu werden. Bildungsfreiheit jedoch benötigt einen Grad an Reife, den sich die meisten von uns erst aneignen müssen.
Die institutionellen Bildungsträger sind damit ganz offensichtlich überfordert. Doch die Web-Designer und IT-Admins, Social Media und Community Manager haben es vorgemacht: sie haben sich zuerst autodidaktisch, dann untereinander gebildet, um dann von den Bildungsträgern als Lehrer eingesetzt zu werden. Ihre Art, sich zu bilden zeigt auch auf die erfolgreichsten Menschen der Kreativindustrie, die oft Schul- oder Studienabbrecher waren. Die kreativsten Menschen haben sich ganz bestimmt nicht auf die institutionelle Bildung verlassen.
Eine zukunftsträchtige Bildung darf nicht den großen Unternehmen wie Microsoft, Apple, Facebook, Google, Amazon oder Bertelsmann überantwortet werden, die hier die Lücken eines Bildungssystems ausfüllen, das seinen Bildungsverpflichtungen nicht nachkommt. Das ist ökonomisch, ethisch und volkswirtschaftlich nicht mehr tragbar.
Eine neue Bildungslandschaft bedarf Offenheit für Alternativen zu Bestehendem und Experimente, durch die alte Muster aufgebrochen und Ängste abgebaut werden und die als Chance für die Zukunft der Gesellschaft gesehen werden.
Es gilt vielfältige zivilgesellschaftliche Initiativen in die Gesellschaft zu integrieren und Experimente zuzulassen und zu fördern, die eine Transformation der Bildung ermöglicht.
In der Industriegesellschaft, in der auf gleichbleibende Qualität und Massenproduktion abgestellt wurde, hatten die bisherige Wissensvermittlung und einheitliche Bewertungskriterien durchaus ihre anfängliche Berechtigung. Doch angesichts des heutigen Datenflusses, der ständig neue Inhalte in Echtzeit schafft, des Community-Managements und der Tatsache, dass benutzerdefinierte Lerninhalte wichtiger werden als die Wissensvermittlung in den herkömmlichen Bildungsinstitutionen, braucht es heute, angekommen im 21. Jahrhundert, flexible und individuelle Bildungsmöglichkeiten, um den Massenbedarf an entsprechender Bildung zu decken.
Für den institutionellen Bildungsbereich bedeutet dies, sich radikal von alten bürokratischen Strukturen zu lösen und Bildung in wirklicher Partnerschaft mit den Menschen zu gestalten; z.B. außerschulische Lernangebote zulassen, Kooperationen schaffen, Online-Angebote schaffen, …


6. Bewertungs- und bedingungslose Bildung

Solch eine selbstbestimmte, von dem Menschen ausgehende Bildung benötigt keine Qualifikationsnachweise in Form von Zeugnissen und anderen Zertifikaten.
Das 3-Stufen-Schulsystem - Grundschule, Mittel-/Oberstufe, Berufsausbildung – bräuchte es nicht mehr. Einen entsprechenden Qualifikationsnachweis kann jeder in seinem neuen Betätigungsfeld per Test erbringen.
Bildung ist dann nicht mehr an Zeit und Raum gebunden. Das wäre die logische Konsequenz aus den Erkenntnissen, dass die Menschen nicht im gleichen Tempo die gleichen Themen lernen, die unterschiedlichen Lebensbedingungen nicht in einheitliche Modelle passen und nachhaltiges Wissen nur durch intrinsisches Lernen funktioniert, also nur vom Menschen selbst ausgehen kann.
Lernerfolge können flexibel dokumentiert werden, dazu braucht es keine Zertifikate oder Zensuren. Wenn Bildung ständig im Fluss ist, weil sie lebenslang stattfindet, dann kann sie auch nicht bewertet werden.
Die Menschen würden mehr Verantwortung für ihr Leben übernehmen, ihre Aus- und Weiterbildung selbst gestalten, das Lernen organisieren, aus Eigenmotivation schöpfen und in der Gesellschaft selbstwirksam tätig sein können.


7. Inklusive Bildung

Eine inklusive Bildung setzt eine inklusive Gesellschaft voraus. Die gilt es sofort umzusetzen.
Es geht nicht um Gesetze, die sind da. Es geht auch nicht primär um Methoden. Es geht um Menschen und ihre vollständige Teilhabe an der Gesellschaft.
So wie das freie Spielen ohne pädagogische Anleitung für junge Menschen nicht nur ein Grundbedürfnis ist, um ihre Umwelt zu begreifen und zu reflektieren, so ist es ihr elementares Recht und in der UN-Kinderrechtskonvention von 1992 festgelegt; deshalb darf auch die institutionelle Kinderbetreuung dieses elementare Bildungsrecht in ihren Bildungsprogrammen nicht ausschließen.

Eine inklusive Gesellschaft betrachtet jedes Leben individuell. Das bedeutet, verbunden mit dem Schutz vor Diskriminierung hat jeder Mensch, ungeachtet seiner persönlichen Merkmale und Eigenarten, der religiösen und weltanschaulichen Anschauungen, der Bedürfnisse als Eltern bei der Erfüllung ihres Erziehungsauftrags sowie der Bedürfnisse ihrer Kinder, ein Recht auf inklusive, selbstbestimmte Teilhabe am politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben, also auch auf selbstbestimmte Bildung in der Gesellschaft.



Nur eine solche inklusive soziale Ordnung wäre grundrechtskonform. Sie ist es aber nicht. Die Welt ist nicht Ergebnis dessen, was Menschen gedacht oder in Gesetze geschrieben haben, sondern dessen, was sie getan haben. Deswegen gilt es nun, Verantwortung zu übernehmen und nicht mehr an höher gestellte Autoritäten abzugeben. Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht!
Keine Rechtfertigung darf es mehr dafür geben, dass Menschen benachteiligt, diskriminiert und von der Gesellschaft ausgeschlossen werden! Rechtfertigungsmonologe statt Taten, die alle dazu dienen, die grundrechtseinschränkende institutionelle Bildung aufrechtzuerhalten, obwohl allen Verantwortlichen bekannt ist, woran es mangelt, sind sträfliche Versäumnisse an allen betroffenen Menschen.
Menschen sind von Natur aus soziale, empathische und kooperative Wesen. Durch ihre natürliche Resilienz können viele Menschen Zustände, die körperlich und emotional extrem belastend für sie sind, eine Zeit lang ertragen. Aber das darf nicht dazu führen, solche belastenden Zustände als Dauerzustände in die Gesellschaft zu etablieren.
Junge Menschen müssen heute immer noch hinnehmen, dass sie zu Objekten von schulischen Erwartungen, Belehrungen, Bewertungen, Maßnahmen oder gar Anordnungen und Befehlen gemacht werden. Dabei ist wissenschaftlich belegt, dass sie dabei starke psychoemotionale Schmerzen entwickeln können. Damit werden die seelischen Grundbedürfnisse nach Verbundenheit und Zugehörigkeit und nach eigener Gestaltungsfähigkeit und Autonomie verletzt. Neurologisch bedeutet dies denselben Schmerz körperlich zu empfinden.
Jeder Mensch hat ein Recht auf Selbstbestimmung, also auch auf selbstbestimmte Bildung - egal ob behindert oder nicht-behindert, ob Vater, ob Mutter, ob alter Mensch, ob junger Mensch, ob groß, ob klein…


Es wird Zeit, alte Strukturen aufzubrechen und die Bildung in die Freiheit zu entlassen!

Manifest für selbstbestimmte Bildung.pdf
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devce z cech
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Re: Manifest für selbstbestimmte Bildung

Beitrag von devce z cech »

Liebe Dagmar,

ich finde es ein guter Anfang. Allerdings habe ich drei Fragen : Mit einem Manifest -

"Wen genau will man ansprechen?"

"Was will man erreichen" - in 1-3 (maximal) Sätzen oder Punkten

"Mit welchem Tonart + Wortwahl erreiche ich die größte Unterstützung?"

und jetzt meine eigene Antworten an diese Fragen:

Erstens - Ich brauche nicht die bereits Überzeugten anzusprechen, dass soll ich immer in Hinterkopf behalten. Und ich will nicht die anderen erschrecken.

Ich muss also
1 - neue Unterstützer unter den "Wählern" finden
2- ich will Politiker überzeugen

Nur die, die man überzeugt oder halb überzeugt hat, sind bereit das Kleingedruckte zu lesen!!!!

Wer hat schon Zeit und Lust in heutiger Zeit mehr als eine A4 Seite zu lesen ;-)

Also finde ich, man muss diese Leute erreichen: NEUES PUBLIKUM

Es gibt eine schweigende Masse - es sind sehr, sehr viele - glaube mir

- alle die merken, dass ihre Kinder jetzt besser lernen,
- alle die jetzt in der "langsamen" Zeit mit ihren Kindern Gespräche geführt haben darüber, wie frustrierend die Schule war und ist
- alle die etwa im November, Dezember wieder total erschöpfte,
demotivierte Kinder sehen werden ... (das ist, denke ich, auch die Zeit um wirklich zu agieren)
- alle, dessen Kinder schon erwachsen sind, an der Uni, aber sich noch an diese Frust errinern
- alle, deren Kinder jetzt klein sind ...
- die Unternehmen, die absolut unfähige und unselbständige Absolventen aus den Schulen geliefert bekommen

- Und vor allem - das finde ich am alle wichtigsten - die, die Kinder sogar weiter in die Schule schicken würden - Ja, dass meine ich ganz ernst! - weil das ist die Mehrheit. Solange diese Menschen Angst haben, dass sie Nachteile davon haben, werden sie dagegen sein.

Weiter sollte man auch noch ansprechen:
- alle motivierten guten Lehrer, die selber über manche ihrer Kollegen sagen - ich möchte nicht, dass der/die meine Klasse übernimmt - der macht gar nichts!
Warum Lehrer ansprechen? Keine Schulreform wird je Wirkung zeigen, solange die Lehrer selber kein Druck spüren.

Diese ganze Masse an Unterstützern kann man erreichen, wenn KURZ, POSITIV und EINFACH schreibt.

Im Anhang zur Briefen an Politiker (oder in den Blogs usw.) kann man noch

- positive Erfahrungen aus der Coronazeit schildern.

- Beispiele, wie (und dass !) es in anderen Ländern funktioniert und dass duchaus Kontrolle möglich ist, damit es nicht zu Gesellschaftspaltung kommt. Dies ist ja schließlich der Hauptgegenargument - also soll man den aus dem Weg räumen.

Es ist duchaus sinnvoll, dass der Staat irgendwelche Art Kontrolle behält um Kinder zu schützen, die in einer assozialler Umgebung aufwachsen und deren Eltern ihnen Schule (und damit lernen) verbieten würden. Diese Sorge muss man den Politikern sowie der Bevölkerung auf jeden Fall nehmen. Wie die Kontrolle dann verläuft, dass ist verhandelbar - man muss aber erst an einem runden Tisch sitzen und überhaupt reden.

Und "last but not least":

Viele Würden selber den Politikern und dem Kultus selber schreiben, wenn es für sie einfach wäre.
Ja - ich höre es - wer nicht kämpft, der gewinnt nicht - bla bla bla - sorry aber HALLO - sollen alle einzeln in die erste Linie rennen und untergehen oder braucht man eine (kritische) Masse fürs Gewinnen?

Wer für mehr Unterstützer nicht kämpft, der gewinnt aber ganz sicher nichts! Also für die nicht so sehr angagierten soll man die Unterstützung so einfach machen, wie es nur geht, damit sie auch mitziehen. Das ist Politik.

Ein gutes Beispiel ist da das Bayerische "Bienchenreferendum" - Leute sind buchstäblich zu hunderttausenden in die Rathäuser geströmt um dieses Referendum zu unterstützen -Warum? Alle wollen ja etwas für die Umwelt machen und wenn es so einfach geht, dass ich nur irgendwo ein Zettel unterschreiben muss, dann mache ich das doch! Klar!"

Alle wollen bessere Bildung für die Kinder ... ;-)

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Re: Manifest für selbstbestimmte Bildung

Beitrag von dagmar fellwock »

Hallo, devce z cech !

Vielen Dank für deine konstruktiven u. ausführlichen Tipps!
Toll!
Ich werde mich demnächst damit befassen, wollte dir nur vorher schon mal danke sagen :)

LG

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Re: Manifest für selbstbestimmte Bildung

Beitrag von ToMaCoR »

devce z cech hat geschrieben:
25. Mai 2020, 18:31
Ich muss also
1 - neue Unterstützer unter den "Wählern" finden
2- ich will Politiker überzeugen
Hallo devce,
schönes Statement. Danke dir.

Aus meiner Sicht, völlig unabhängig von Bildung, gewinne ich viele Unterstützer durch eine alternative Betreuungslandschaft. So wie ich das sehe, sind ja schon viele mit dem "Bildungs"System unzufrieden, erkennen aber keine Möglichkeiten da raus zukommen. Die eigenen Rahmenbedingungen, 40 Stunden Arbeit pro Woche - beide Elternteile, geben da nicht viel kreativen Spielraum vor. Somit kommt die Schulpflicht ganz akzeptabel, da sie ja letztlich die eigene Zeitverfügbarkeit ermöglicht.
Daher gäbe es sicher einige Unterstützer mehr, wenn deren Bedarf an Betreuung gesichert wäre. Diese Betreuung muss natürlich besser als Schule sein. Aus Sicht der Kinder auf Akzeptanz stoßen, da eben selbstbestimmt gewählt und nicht verpflichtend.

Hier kommen dann auch die Politiker mit ihrem Fokus (der nicht vorwiegend auf Bildung oder Lebensfreude liegt) ins Spiel. Zur Gewährleistung der Volkswirtschaft ist einem Politiker die wirtschaftliche Arbeitsverfügbarkeit der Erwachsenen wichtig. Wenn nun ein Teil für häusliches Unterrichten/Betreuen wegfällt, fehlt dem Staatshaushalt eine Kontinuität. Die verwaltungstechnischen Anforderungen sind dann technische Details, denen man sich widmen kann, wenn der Haushalt passt.

Dass Eltern etwas anderes als das gegenwärtig praktizierte Schulmodell für ihre Kinder wollen, ist nicht gleichzusetzen mit der Übernahme der Bildung und Betreuung der eigenen Kinder.
Selbstbestimmte Bildung benötigt einen Rahmen, eine vorbereitete Umgebung. Solch eine Umgebung zu schaffen, könnte Eltern helfen diesen Schritt ihrer Kinder zu selbstbestimmter Bildung zu ermöglichen. Genauso könnten Politiker dies als zeitgemäße, konstruktive Entwicklung sehen und sich von vorgefassten Meinungen aus der Vergangenheit, Beispiel "Homeschooling", lösen und mitmachen.

Also der Großteil der Menschen, so meine Sicht, will praktikable Modelle, die sie zur eigenen Situation vergleichend abwägen kann. Die Wenigsten wollen Grundsatzüberlegungen.
Ein Manifest ist etwas für eine intellektuelle Minderheit. Damit wird eine gemeinsame Ausrichtung auf Überlegungen zur Umsetzung fokussiert.
Die breite Masse (Eltern, Lehrer, Politiker) wird überzeugt durch eine existierende Alternative. Das klingt nach einem Huhn-Ei-Paradoxon. Aber wenn es einfach wäre, hätten wir es ja schon. :)
Thomas Cordts
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Walking with a friend in the dark is better than walking alone in the light.
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Re: Manifest für selbstbestimmte Bildung

Beitrag von ToMaCoR »

dagmar fellwock hat geschrieben:
23. Mai 2020, 23:00
Es wird Zeit, alte Strukturen aufzubrechen und die Bildung in die Freiheit zu entlassen!
Die Zeit trägt die Freiheit, alte Strukturen zu brechen, a priori in sich. Die Entscheidung ist der Moment. :idea:
...carpe diem, quam minimum credula postero. (wer nun an "nutze den Tag" denkt, bitte die Feinheiten Horaz‘ Intention zu Gemüte führen. :P
Thomas Cordts
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Re: Manifest für selbstbestimmte Bildung

Beitrag von dagmar fellwock »

Danke euch für euer Feedback! :)

Werde die Vorschläge näher betrachten u. mir überlegen, wie ich sie umsetzen kann.

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